Gemeine Gäste genießen Gewinn gewaltig – großzügige Gastgeber gönnen Gefühl

Dank Dr. Dobias Drische, der diese an absolut abwegigen Alliterationen alles andere als arme Artikelüberschrift als Antwort auf Analoges allerliebst aninspirierte. Denn die Diogenesen, durch das Dia-Dio-Doppel-D drangsaliert, ditelten „Danke Dänemark – Dio II demütigt dänenlose Diagonale (…)“.

Womit auch die Spannung bereits raus wäre und auch zu klassischeren Satzbauten zurückgewechselt werden kann. Tatsächlich lief im Vorfeld dieser Begegnung alles schief, sodass wir am Ende nur sechs Leute an die Bretter bekamen – Tareq, Tobias, Tartin, äh, Martin, Marten, Maschem … Haschem und Said. Also auch eher solche Spieler, die in den hinteren Rängen verortet sind. „Das doch doof“, denkt da der durchschnittliche Diagonalese, die durchschnittliche Diagonalesin – dem darf (Marten, aus! Schluss!) nicht widersprochen werden. Und so kam es auch zu keinem besonders spannenden Kampf. Man möchte Mut machend Martins mächtige Mittelspiel-Manöver … mentionieren … mutta (Finnisch für „aber“, ich glaube, es geht schon wieder los) wirklich nach einer Chance sah es nicht aus. Sicherlich sagt Stockfisch später, solche Stellungsbewerungen seien sehr stark schwankend, so soll’s sein.

Und Martins Mittelspiel-Manöver waren so schlecht nicht, aber wenn man schon 0:2 hinten liegt und an den verbliebenen Brettern durchgehend dreistellig niedriger bewertet ist, reicht das eben nicht. Als erstes Ergebnis kam das 0:3 durch Haschem, er und sein Gegner haben sich vom Trend unter Großmeistern zur Schnellpartie inspirieren lassen, nach einer Stunde notierte Olaf Ahrens als Schiedsrichter hier 35 Züge, so viel hatte keine der anderen Partien nach 3 Stunden. Lange war es spielbar, aber Haschem kam mehr und mehr ins Hintertreffen und der Partieverlauf ging konsequent in Richtung des späteren Ergebnisses.

Marten ließ sich zunächst bedrängen und fühlte sich unwohl, kam aber durch ein Figurenopfer mit plötzlich potentiell starken Freibauern zu gutem Gegenspiel. Aber Schach ist ein Teamsport – was nutzt es, wenn 15 Figuren gut und stark spielen, wenn der Königsspringer fünf Züge sinnlos rumhüpft und mit den verbrannten Tempi die Zeit fehlt, gegenzuspielen. Bemerkenswert hier nur die völlig verfrühte Aufgabe nach einem Einsteller, den Stockfish als Opfer verstand und mit einer kleinen Taktik die Stellung spielbar (wenngleich klar schlechter) gehalten hätte.

Said spielte dann Remis zum ½:4½ – immer ein ärgerlicher Zeitpunkt zum Remisspiel, aber zum einen sahen die restlichen Bretter nicht so aus, als ob sie alle gewonnen wären, zum anderen kam auch aus der Stellung selbst das Ergebnis eher von unten – nach schwachem Start hatte Said sich zurückgekämpft und baute so viele Motive auf, dass der zwischenzeitliche Wenigerbauer aufgeholt wurde. Nur so richtig gewinnbar war es dadurch eben nicht und das Ergebnis verdient.

Und wo wir schon einmal beim Unentschieden sind, kommen wir zu Martin. Dessen Idee des beidseitigen Bauernvorsturms inklusive durchholzen, nur mit Zwischenzug, sah schön aus und machte Spaß, brachte aber letztlich keinen entscheidenden Vorteil. Man spielt das schon lieber mit Weiß, aber der konkrete Ansatz fehlte und so teilten sich auch hier die Punkte im eh schon entschiedenen Kampf.

Dann kam unser Held, Überschriften-Generator Tobias, zum Zuge. In einer vogelwilden Stellung (das einzig Klare war ein Wenigerbauer, dessen Bedeutung allerdings hinterfragt werden kann), die auch in der ersten Analyse nicht ansatzweise durchdrungen werden konnte, schielten beide auf die kurz rochierten Könige. Entscheidend am Ende: der schwarze Sturmlauf war ein Tempo zu langsam, Tobias konnte sich einen Zwischenturm einverleiben – und das reicht dann nach Abwehr des Mattangriffs auf diesem Level schon zu vorentscheidendem Vorteil, also 2:5.

Es verblieb Tareq. Und wie er verblieb. Und weiter verblieb. Er verblieb. Hatte Esmat schon einmal die Sechs-Stunden-Marke geknackt? Sonst war das unsere bisher längste Einzelpartie. Auch er hatte einen Wenigerbauern, hier im Endspiel mit Doppelturm und gleichfarbigem Läufer, vor allem aber gegen zwei Freibauern, jedoch tauschten sich die Figuren langsam ab und im reinen Turmendspiel war, trotz zurückgewonnenen Bauern, nichts mehr zu holen, der f würde die achte Reihe erreichen. Also 2:6.

Dennoch war nicht alles schlecht – trotz (oder wegen?) der nahezu hoffnungslosen Ausgangslage war die Stimmung gut, wir haben alle eine schöne Partie Schach gespielt und selbst wenn keine besonders hochklassig war, spielten auch nicht schlecht, sogar der Kaffee war da. Auch die Gäste waren entspannt, sodass es ein trotz des schlechten Ergebnisses ganz netter Sonntag war. Und es wäre weder das erste noch das zweite Mal, dass wir in der Landesliga nach einem 0:8-Saisonstart noch im Mittelfeld landen. Ganz leicht wird es natürlich nicht.

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